Bundeswehr

Die Bundeswehr wurde 1955 gegründet und dient im Kalten Krieg als Verteidigungsarmee Deutschlands. Ihr Auftrag ist im Grundgesetz verankert: Sie soll die Sicherheit des Landes gewährleisten und die Bündnisverpflichtungen Deutschlands innerhalb der NATO und der EU erfüllen. Jahrzehntelang lag der Fokus auf internationalen Einsätzen, etwa in Afghanistan oder Mali. Doch die sicherheitspolitische Lage hat sich drastisch verändert.

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 wurde deutlich, dass die Landes- und Bündnisverteidigung wieder in den Mittelpunkt rücken muss. Deutschland und Europa stehen vor einer neuen geopolitischen und sicherheitspolitischen Realität: Ein großangelegter konventioneller Krieg auf europäischem Boden ist nicht mehr nur eine theoretische Möglichkeit. Die Bundeswehr muss daher ihre Kriegstüchtigkeit wiedererlangen.

Der Begriff Kriegstüchtigkeit beschreibt die Fähigkeit eines Staates und seiner Streitkräfte, über längere Zeit einen Krieg zu führen. Er umfasst Aspekte wie Personalstärke, Ausrüstung, Logistik, Mobilisierung und gesellschaftliche Resilienz. Der Begriff stammt ursprünglich aus der militärischen Strategie und bezeichnet nicht nur die reine Kampffähigkeit, sondern auch die langfristige Durchhaltefähigkeit in einem Konflikt.

Die Bundeswehr und die Gesellschaft müssen also darauf vorbereitet sein, nicht nur kurzfristige Gefechte zu bestehen, sondern im Ernstfall auch eine lang anhaltende militärische Auseinandersetzung zu überstehen. Auch das sind sehr wichtige Aspekte von Kriegsresilienz. Kriegstüchtigkeit ist immer auch ein Teil von Kriegsresilienz

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat den Begriff Kriegstüchtigkeit erstmals wieder in die sicherheitspolitische Debatte eingebracht. Er verwendete ihn im Jahr 2023 auf der Münchner Sicherheitskonferenz, um die Notwendigkeit zu betonen, dass die Bundeswehr und Deutschland insgesamt besser auf einen möglichen militärischen Konflikt vorbereitet sein müssen.

Pistorius machte deutlich, dass es nicht nur um die Stärkung der Truppe geht, sondern auch um die Fähigkeit der gesamten Gesellschaft, im Ernstfall widerstandsfähig und handlungsfähig zu bleiben. Seine Wortwahl markierte einen deutlichen Kurswechsel in der deutschen Sicherheitspolitik – weg von der reinen Friedens- und Stabilitätsorientierung hin zu einer realistischen Vorbereitung auf militärische Bedrohungen.

Ein zentrales Element dieser neuen Ausrichtung ist der Operationsplan Deutschland. Er beschreibt, wie Deutschland im Falle eines militärischen Angriffs verteidigt werden soll. Dabei geht es nicht nur um die unmittelbare Verteidigung des eigenen Staatsgebiets, sondern auch um die Unterstützung verbündeter Streitkräfte, die Sicherstellung von Nachschubwegen und die Mobilisierung der eigenen Ressourcen.

Um dieser neuen Realität gerecht zu werden, braucht die Bundeswehr eine umfassende Modernisierung: Die Ausrüstung muss verbessert, die Truppe vergrößert und die Infrastruktur angepasst werden. Gleichzeitig muss sich die Gesellschaft stärker mit dem Thema Verteidigung auseinandersetzen. Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie erfordert vorausschauendes Handeln und eine wehrhafte Demokratie.