Die geopolitische und sicherheitspolitische Lage hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Konflikte sind nicht mehr nur militärische Auseinandersetzungen im klassischen Sinne, sondern werden zunehmend in Form von Hybridkriegen geführt. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Frieden und Krieg, denn Staaten und nichtstaatliche Akteure setzen auf Cyberangriffe, Desinformation, wirtschaftlichen Druck und verdeckte Operationen, um ihre Ziele zu erreichen.
Für Unternehmen und Organisationen bedeutet dies, dass sie sich nicht nur gegen konventionelle Krisen wappnen müssen, sondern auch gegen die subtilen, aber zerstörerischen Auswirkungen hybrider Bedrohungen. Kriegsresilienz ist daher keine Option mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit.
Kriegsresilienz beschreibt die Fähigkeit von Unternehmen und Organisationen, auch in Zeiten geopolitischer Spannungen und hybrider Kriegsführung widerstandsfähig zu bleiben. Sie umfasst sowohl die physische Absicherung von Infrastrukturen als auch die strategische Anpassung von Geschäftsmodellen an unsichere Rahmenbedingungen. Entscheidend ist, dass Unternehmen nicht nur reaktiv auf Bedrohungen reagieren, sondern sich proaktiv auf verschiedene Szenarien vorbereiten.
Die Kriegsresilienz von Unternehmen und Organisationen basiert auf drei Säulen. Zum einen sollte sie eine Widerstandsfähigkeit gegenüber hybriden Bedrohungen besitzen. Unternehmen und Organisationen müssen in der Lage sein, Cyberangriffe, wirtschaftlichen Druck und Desinformation abzufedern. Dazu gehört die Stärkung der IT-Sicherheit, die Implementierung von Desinformationsabwehrstrategien und die Diversifizierung von Lieferketten, um wirtschaftlichen Erpressungsversuchen zu begegnen.
Zum zweiten sollten Unternehmen und Organisationen für den Fall hybrider Angriffe und auch für den Fall eines heißen Krieges eine Bewältigungsfähigkeit aufbauen. Notfall- und Evakuierungspläne, alternative Produktionsstandorte und robuste Kommunikationsstrategien sind essenziell, um auch handlungsfähig zu bleiben.
Die dritte Säule für starken Kriegsresilienz ist die Kooperationsfähigkeit. Kein Unternehmen und keine Organisation kann sich alleine gegen hybride Kriegsführung wappnen. Der Schulterschluss mit staatlichen Institutionen, NGOs und anderen Unternehmen ist entscheidend, um gemeinsam resiliente Strukturen aufzubauen. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und die Integration in nationale Sicherheitsstrategien sind von großer Bedeutung.
Deutschland und besonders seine Unternehmen stehen vor einer neuen sicherheitspolitischen Realität. Die Vorstellung eines dauerhaften Friedens ohne Bedrohungen ist nicht mehr tragfähig. Unternehmen müssen sich bewusst werden, dass geopolitische Risiken direkte Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit haben können. Die zunehmende Einbindung von Wirtschaftsunternehmen in nationale Sicherheitsstrategien zeigt, dass Kriegsresilienz nicht nur eine betriebswirtschaftliche, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung ist.