Wer macht bei der Ersten Generation mit?

Die Letzten werden die Ersten sein. An diesen Spruch musste ich dieser Tage denken, als ich las, dass die Letzte Generation sich einen neuen Namen zulegen will.

Wir kennen das ja. Es ist üblich, dass plötzlich ein Produkt oder eine Behörde den Namen wechselt. Aus dem beschaulichen Arbeitsamt wurde die dynamische Arbeitsagentur. Aus Raider wurde einst Twix. Meisten versteckt sich hinter einem solchen Renaming nur ein PR-Gag, manchmal aber ein wirklicher Strategiewechsel.

Ich finde, die Letzte Generation sollte ihrem Anspruch, eine der wichtigsten Bewegungen der Jetztzeit sein zu wollen, gerecht werden. Sie sollte aus ihrem Rebranding keine intrasparente Kungelrunde machen, sondern ein Partizipationsprojekt für alle.

Auch ich würde mich an dem Projekt beteiligen. Mein Vorschlag: Die Erste Generation. Aber immer mit dem sehr wichtigen, erläuternden Relativsatz: Die Erste Generation, die wieder Krieg führt. Das wäre ein richtiger Strategiewechsel.

Es wäre vor allem auch ein Anerkennen, das es neben dem Klimawandel noch eine weitere große Herausforderung für unsere heutige Gesellschaft gibt: den Hybriden Krieg mit Russland. Leider wissen noch zu wenige Menschen, dass wir uns längst in einem Krieg befinden.

Als Berater für Krisenmanagement und Krisenkommunikation und Mitarbeiter eines Unternehmens, das andere Unternehmen berät, wie sie resilienter werden können, beschäftige ich mich tagtäglich sehr intensiv mit diesem Hybriden Krieg. Und es ist erschreckend, wie intensiv er schon geführt wird. Im Stundentakt werden wir angegriffen.

Unternehmen, Behörden, Kirchen, Hochschulen, Krankenhäuser, Medien. Sie alle werden attackiert. Durch Cyberangriffe, durch Desinformationskampagnen, durch Spionage, durch Sabotage. Der Feind testet, wie weit er gehen kann, bevor wir uns wehren. Und von einer systematischen Abwehr sind wir noch weit entfernt.

Die „Letzte Generation“ hat viel erreicht, wenn auch ihre Methoden manchmal nur schlicht dumm und kontraproduktiv waren. Doch sie hat bei vielen ein Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels erzeugt.

Eine solche Bewegung für ein Bewusstsein, dass wir uns plötzlich mitten in einem Hybriden Krieg wiederfinden, brauchen wir dringend. Eine Bewegung, die uns auch klar macht, dass es sich lohnt, das Recht und die Freiheit unseres Landes zu verteidigen.

Ich gehöre zu den vielen in unserem Land, die nie einen heißen Krieg erlebt haben, nur den Kalten Krieg. Ich habe bisher 52 Jahre in Frieden und Wohlstand gelebt und in einem Rechtsstaat, einer ziemlich großen zivilisatorischen Errungenschaft. Das soll auch so bleiben.

Ich weiß aber: Ich gehöre der Ersten Generation an, die Generation, die wieder einen Krieg führt. Derzeit einen Hybriden, aber wenn wir jetzt nicht aufpassen und uns wehren, dann bald auch einen heißen. Wer macht bei der Ersten Generation mit?

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